Spendenkampagne: Elly Maldaque statt Kopf-ab-Don-Juan!

Article Body

Wir wollen eine Statue der Lehrerin Elly Maldaque aufstellen, die in Regensburg als erstes Naziopfer gilt. Dafür soll das rassistische Schandmal am Zieroldsplatz entfernt werden. Bitte unterstützen Sie mit einer Spende die Erinnerung an eine Frau, die für Menschenrechte und Menschenliebe steht.

Elly Maldaque Spendenstand

 

Wer waren Elly Maldaque und Don Juan?

Elly Maldaque war eine Volksschullehrerin, die von 1920 bis zu ihrem Tode 1930 an der Von-der-Tann-Schule in Regensburg unterrichtete. In ihrem Unterricht wandte sie fortschrittliche, auf Respekt, Aufklärung und Liebe fußende Methoden an. Sie interessierte sich sehr für emanzipatorische, menschenrechtliche Fragen. Berühmte Sätze aus ihrem Tagebuch lauten:

„Nun fällt mir alles leicht und alles versteht sich von selbst und alle Kräfte stellen sich ein, seit ich den Urquell des Lebens erkannt habe und den Weg des Menschenrechts gehe. (…) Der Weisheit letzter Schluss ist die Milde und die unversiegbare Liebe.“

Collage einer Statue von Elly Maldaque neben dem Standbild von Don Juan mit abgeschlagenem Türkenkopf

Obwohl sie nie parteipolitisch aktiv war, setzte die Politische Polizei, der damalige Verfassungsschutz, „Hakenkreuzler“, also Nazispitzel auf sie an. 1930 wurde ihr fristlos gekündigt. Kurz darauf wurde sie unter einem Vorwand in das Nervenkrankenhaus Karthaus-Prüll eingewiesen, wo sie nach wenigen Tagen unter ungeklärten Umständen verstarb.

Don Juan de Austria war das uneheliche Kind von Barbara Blomberg, die kaum 18-jährig von Kaiser Karl dem V. geschwängert wurde. Mit knapp 4 Jahren wurde das Kind der Mutter weggenommen und in Spanien erzogen.

Auch wenn Karl der V. zu seinen Lebzeiten Don Juan nie offiziell anerkannte, wurde ihm der Oberbefehl über eine Schiffsflotte gegeben. Unter seinem Kommando besiegten 1571 in der Seeschlacht bei Lepanto die christlich-katholischen Kreuzfahrer deren muslimische Konkurrenten im Mittelmeer. Das Massaker forderte in wenigen Stunden 38 000 Menschenleben und ist damit die Seeschlacht mit den meisten Gefallenen an einem Tag. Der abgeschlagene Kopf des muslimischen Kommandanten diente als Zeichen des Sieges.

1578 starb Don Juan während der erfolglosen Niederschlagung eines Aufstands protestantischer Niederländer.

Warum ist das Projekt unterstützenswert?

Während Elly Maldaque für Aufklärung, Menschenrechte und Menschenliebe steht, symbolisiert Don Juan de Austria Militarismus, Religionskriege und Rassismus. Wir wollen aber ein aufgeklärtes, fortschrittliches und den Menschenrechten verpflichtetes Regensburg.

Elly Maldaque kam nicht während der Nazizeit zu Tode, sondern 1930 in der Übergangszeit zur Diktatur. Das Denkmal soll uns daran erinnern, alles daran zu setzen, unsere Demokratie nicht noch einmal zu verspielen.

Don Juan gilt seit jeher als Identifikationsfigur der extremen Rechten. Sowohl der italienische als auch der spanische Faschismus bezogen sich positiv auf ihn. Sogar der Rechtsterrorist Anders Breivik sieht Lepanto als Vorbild, damit Europa wieder von „Patrioten“ regiert wird. 2009 organisierte die rechtsextreme Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) einen Marsch, der bei Don Juans Denkmal enden sollte – was von den Regensburger Bürger*innen mit Sitzblokaden verhindert wurde.1)

Zudem gibt es in Regensburg bislang auf öffentlichen Plätzen kein einziges Denkmal für eine Frau. Auch öffentlliche Gebäude oder Straßen tragen weit überwiegend Männernamen.

Schließlich steht Elly Maldaque für einen nicht-religösen, weltlichen Blick auf die Gesellschaft. Konfessionsfreie Menschen stellen inzwischen eine der größten Bevölkerungsgruppen, vor Katholiken und Protestanten, sind aber im öffentlichen Raum nicht annähernd adäquat repräsentiert.

Was passiert bei erfolgreicher Finanzierung?

Der bekannte Regensburger Künstler Helmut Wolf, von dem auch der Kostenvoranschlag für das Projekt stammt, wird eine Bronzestatue von Elly Maldaque nach dem sogenannten „schönen Bild“ – es war mehrere Wochen im Schaufenster eines bekannten Regensburger Fotoateliers ausgestellt – anfertigen.

Im Gegensatz zu Don Juan, der von seinem überdimensionierten Sockel drohend herabblickt, einen Fuß obszön triumphierend auf dem Kopf eines Muslimen, soll Elly Maldaque ebenerdig mitten unter uns stehen und uns anlächeln.

Die Bronzestatue wird nach Fertigstellung der Stadtverwaltung mit der Auflage übergeben, diese an der Stelle des Denkmals von Don Juan aufzustellen.

Wer steht hinter dem Projekt?

Initiatoren des Projekts sind der Bund für Geistesfreiheit (BfG), das freie Theaterensemble ueTheater sowie die Initiative Recht auf Stadt (RaS). Diese Vereinigungen setzen sich seit vielen Jahren für das Gedenken an Elly Maldaque ein. Ohne ihren Einsatz wäre das Schicksal der Lehrerin vermutlich bereits in Vergessenheit geraten.

Im Folgenden Reden des BfG-Vorsitzenden Erwin Schmid und des Initiators Kurt Raster am Tag der Menschenrechte 10.12.2022 auf dem Zieroldsplatz. Das Schandmal wurde zuvor in einer Kunstaktion verhüllt. 

https://youtu.be/bvaWWqk-Nx0

Collage einer Statue von Elly Maldaque neben dem Standbild von Don Juan mit abgeschlagenem Türkenkopf

https://youtu.be/kp6oK8rSfgo

Rede von Kurt Raster am Tag der Menschenrechte auf Zieroldsplatz


1) siehe hierzu: Staefan Hanß, „Lepanto als Ereignis: Dezentrierende Geschichte(n) der Seeschlacht von Lepanto (1571)“, Dissertation, Göttingen 2017